YAGIZA NO YUJIN © 2014 by Otsuichi, Masaru Miyokawa / SHUEISHA Inc.
Mit den Mai-Novitäten hat der Hamburger Herausgeber TOKYOPOP einen neuen Einzelband ausgeliefert, der nicht dem Boys-Love-Genre zuzuordnen ist. Dabei handelt es sich um My Capricorn Friend, einen Manga von Autor Otsuichi und Illustrator Masaru Miyokawa. Wir haben und das Werk für euch etwas genauer angeschaut und schildern euch im Folgenden unsere Eindrücke.
Neben einem bezaubernden Cover bietet der Einzelband einen Gesamtumfang von rund 225 Seiten. Beim Aufschlagen wird man von einer doppelseitig bedruckten Farbseite begrüßt, die auf mattes Papier gedruckt wurde. An dem Preis von 7,50 Euro (D) ist aufgrund der gebotenen Aufmachung nichts auszusetzen. Eine E-Book-Fassung gibt es zurzeit leider nicht.
Inhaltsbeschreibung
Protagonist Yuya ist Oberschüler im ersten Jahr und lebt in einem kleinen Haus, das auf einer leichten Anhöhe liegt. Auf seinen Balkon weht es regelmäßig nicht nur herabgefallenes Laub, sondern auch die seltsamsten Dinge. Neben abgelaufenen Süßigkeiten ist ihm so schon das ein oder andere Kleidungsstück in die Hände gefallen. Selbst ein Hundewelpe war schon unter den Fundstücken.
Er hat sich damit arrangiert, diverse alte Sachen zu finden. Als ihm auf diesem Wege ein Zeitungsschnipsel in die Hände fällt, bemerkt er, dass dieser auf den 02. Oktober 2014 datiert ist – ein Tag, der für Yuya erst in der Zukunft liegt, denn gerade ist in der Geschichte September. In dem Ausschnitt wird von einem Mordfall berichtet.
Dem Artikel folgend, wird bereits in wenigen Tagen ein Mitschüler von ihm ermordet werden. Unsicher, ob er der Informationen vertrauen kann, besucht Yuya wie gewohnt seine Schule. Dabei wird er – ein weiteres Mal – ungewollt der Zeuge von einem schweren Mobbing-Fall. Es ist allgemein bekannt, dass Akira Kaneshiro den Gleichaltrigen Naoto geradezu terrorisiert.
Bereits in der Vergangenheit soll er Gerüchten zufolge eine Lehramtsstudentin von der Schule vertrieben und eine jüngere Schülerin aus der Nachbarstadt in den Suizid getrieben haben. Da niemand dessen Aufmerksamkeit erregen möchte, schauen mit Ausnahme von Yuyas Freundin Katsumi alle Beteiligten, selbst die Lehrer, weg – insbesondere zum Leidwesen des jungen Naoto.
Als Yuya am Abend von seiner Einkaufs-Tour mit dem Fahrrad zurückkehrt, tritt ihm eben dieser gemobbte Mitschüler aus einer schmalen Gasse entgegen. Obwohl es an diesem Tag bereits dunkel ist, erkennt Yuya, dass sein Gegenüber einen blutigen Baseball-Schläger in der Hand hält. Er kombiniert blitzschnell und versteht, was geschehen sein musste. Zunächst möchte er einfach weiterfahren, doch sein schlechtes Gewissen siegt an diesem Tag. Das ist das erste Mal, dass Yuya nicht wegschaut, sondern auf Naoto zugeht …
Innerhalb der weiteren Handlung wird ein weiteres Detail aus dem Zeitungsschnipsel enthüllt, dass Yuya antreibt, für Naoto alles in seiner Macht stehende zu tun. Dabei wird auch der Mord an Kaneshiro ein weiteres Mal aufgerollt und dessen Hintergründe beleuchtet. Der Einzelband My Capricorn Friend ist ein Crime-Titel mit dezenten Mystery-Elementen.
Die Erzählung ist spannend wie dynamisch. Dabei ist lobend anzumerken, dass im Wesentlichen keine Logiklücken innerhalb der Geschichte zu entdecken sind, das ganze Konzept ist spürbar durchdacht. Beispielsweise erhalten zunächst unwichtig erscheinende Story-Elemente im weiteren Verlauf plötzlich eine ausschlaggebende Bedeutung. Dadurch fügt sich am Ende alles passend zusammen, wenngleich der Abschluss sicherlich sehr viel Diskussionsstoff bieten dürfte. Trotz dessen ist der Abschluss der Kurzgeschichte unsererseits als gelungen zu beurteilen.
Visualisierung
Der Zeichenstil von Illustrator Masaru Miyokawa ist sehr modern, dünne Linien formen die einzelnen Bilder der Geschichte. Um diesen tiefergehende Struktur zu verleihen, arbeitet der Zeichner mit dunklen Kontrasten und hellen Glanzeffekten – auch zur Unterstützung der angesetzten Atmosphäre. Rasterfolie findet dagegen nur sehr geringfügig Gebrauch, was durchaus positiv auffällt.
Die Text-Bild-Balance stimmt. Obwohl einige Seiten etwas textlastiger sind, wirken diese aufgrund der großformatigen Panels nicht gequetscht. Aufgrund der Anordnung der verschiedenen Bildbestandteile ist ein ungehinderter Lesefluss bereitet, der die in der Handlung liegende Spannung gut trägt. Das dynamische Verhältnis wird durch vereinzelte Soundwords darüber hinaus unterstützt.
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Neben dem obigen Manga-Teaser gibt auch die kostenlose Leseprobe Gelegenheit, sich einen eigenen Eindruck von My Capricorn Friend zu verschaffen. Die Preview ist unter diesem Link zu finden. Diese beinhaltet neben der Farbseite das gesamte erste Kapitel auf Deutsch und gibt somit sowohl in die Geschichte als auch deren Visualisierung Einblick.
Fazit
Der vorgestellte Einzelband lässt für Fans dynamischer Crime Stories wenig Wünsche offen, die Geschichte ist bis zum Abschluss spannend erzählt. Mit Yuya führt ein sympathischer Protagonist durch die Handlung. Wer bereits andere Werke von Autor Otsuichi mochte, ist mit My Capricorn Friend sicherlich ebenfalls gut beraten. Bei Egmont Manga wurden in der Vergangenheit mit Can you hear me?, KIZU, Holiday und Goth vier andere Einzelbände des Künstlers veröffentlicht.
Außerdem hinterlassen die Zeichnungen einen positiven Eindruck bei uns. Diese sind in ihrer Darstellung sehr ausgefeilt und zugleich abwechslungsreich. Das eingangs erklärte Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut – gerade da es sich nur um einen einzelnen Band handelt, sollte bei Interesse an dem Band nicht gezögert werden. Eine Trigger-Warnung ist aber hinsichtlich zwei Aspekten auszusprechen. Einerseits wird Mobbing, andererseits das Quälen einer Katze beschrieben. Wer darauf empfindlich reagiert, sollte eventuell zu einem harmloseren Manga in der Richtung greifen. Wir empfehlen hierbei zum Beispiel Die Stadt, in der es mich nicht gibt.
Abschließend bedanken wir uns zudem beim Hamburger Herausgeber TOKYOPOP für die Bereitstellung eines Belegexemplars.
